Author Archive for trox Rotterdam Archive Page 4
Mindestens seit dem unsäglichen Kuhsommer ’98 sind plastikene Plastiken von Kühen, Bänken, Bären, Fröschen und so fort als temporäres Strassenmobiliar aus dem “Wortschatz” beflissener Stadtmarketing Konsulenten urbaner Metropolen von Zürich über Chicago, New York bis Deggendorf nicht mehr wegzudenken.
Endlich darf sich Rotterdam auch zu dieser Liga zählen — die Elefantenparade. Verspreid over de binnenstad worden zo’n 50 door kunstenaars beschilderde manshoge olifantbeelden tentoongesteld. Die 3 Sorten Elephanten wurden speziell von (namenlosen?) thailändischen Künstlern geschaffen, sind urheberrechtlich geschützt und geistiges Eigentum von Elephant
Parade ltd.
Eine ganze Reihe von Olifanten ist in der Gallery von elephantparade.nl zu sehen.
Für gewöhnlich berichte ich ja nicht zu Tagesaktualitäten trivialer Art. Doch heute liefert mir “mannetjesgorilla Bokito” einen lockeren Start. Nicht so für die Zoobesucher. Denn Bokito “onsnappte” heute, kurz vor drei Uhr mittags, vier Personen wurden verletzt, darunter ein Tierwärter, der in Schock fiel. Aufmerksam wurde ich auf das Geschehen, als erst Kranken- und dann Fernsehautos an meinem Fenster vorbeifuhren, als ich eben angefangen hatte, diesen Beitrag zu verfassen. Berichte im AD (’Iedereen rende voor zijn leven…’ und Gewonden door ontsnapte gorilla Bokito), im NOS journal und auf nu.nl führten zur Erklärung der Umstände.
Berichten wollte ich vom gestrigen Konzert von Hassle Hound (Glasgow & Brooklyn). Sie kombinieren Recordings aus allen möglichen und unmöglichen Quellen mit Guitarren, Violine und Stimme zu etwas, was echte Musikkritiker offenbar als “wonky off-kilter avant-pop with bite” bezeichnen. Hmmm…
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, ein Ort mit netten Menschen und einem Flair für exotische Musik cum Film (Elektronik, Avant-Pop, Improv). Und “installiert” ist sozusagen wörtliche zu nehmen. Weil sie das Mauerwerk nicht antasten durften, wurden sämtliche Einbauten in Gerüstform ins Gebäude hineingebaut. Wohl etwa 85 % der ganzen Einrichtung bestehen aus rezyklierten Materialien — ausser dem offensichtlichen Bauholz und den Stahlprofilen dienen ausgediente Autositze als Kinosessel, ausgediente PE-Chemikalientanks (3000 Liter) als WC-Kabinen. Unter http://www.wormstation.nl/ sind Worm-Sounds zu finden. Zur Zeit ist im Worm Global WORMing angesagt. Und dann beherbergt Worm seit kurzem das ehemalige psychoakustische Labor von Philips. Doch dazu ein ander Mal.
Gestern nacht stand der Himmel über Rotterdam in ein gespenstisches Licht getaucht. Die tiefhängenden Regenwolken trugen das Ihre bei. Lediglich die Farbe passte nicht zu einem Grossbrand, zu weiss… Rotterdam gedachte zum ersten Mal öffentlich und in grossem Massstab dem deutschen Bombardement vom 14. Mai 1940, dem Tag, als die gesamte Innenstadt zu Schutt und Asche gemacht wurde. Entlang der Brandgrenze von damals hatte das Büro Mothership 128 Scheinwerfer aufgestellt, die in den Himmel zündeten. 2010, zum 70sten, wird dann eine feste Installation von Adriaan Geuze, Bureau West 8, gebührend an das Ereignis erinnern.
War das Bombardement Glück oder Schaden für Rotterdam — wohl beides. Über 800 Tote, 80.000 Obdachlose ist die eine Bilanz; Raum, über moderne Stadtentwicklung nachzudenken, die andere. Platz, zum Beispiel, für die wohl weltweit erste autofreie Ladenpassage in der Innenstadt, die Lijnbaan, als Modell heute kaum mehr wegzudenken aus unseren Innenstädten. Platz für eine Skyline, die “Welthafen” sagt. Platz für städtebauliches Nachdenken darüber, ob Bauten der 50er Jahre als Monumente stehen bleiben sollen, oder neuen architektonischen Ergüssen weichen sollen. Immerhin gibt’s in Holland doppelt so viele Architekten pro Einwohner, wie Hausärzte.
Die gestrige Installation war übrigens Teil von Rotterdam 2007 – City of Architecture. Und wenn sich Twan Nijssen in seinem Comment zum Artikel im AD eher an Albert Speer erinnert sehen wollte, wird man sich nicht enthalten können, auf die Organisation der niederländischen Polizei zu verweisen, die von Himmlers holländischem Stellvertreter Hanns Albin Rauter organisiert wurde — und bis heute so besteht (Johannes Houwink ten Cate: Cyrille Fijnaut en anderen – De geschiedenis van de Nederlandse politie).
In den vergangenen Tagen und Wochen gab’s wieder mal seltene Klänge in Rotterdam. Erst am 28. März ein Film Screening von Pilgrimage from Scattered Points — Luke Fowlers Dokumentarfilm über das britische Scratch Orchestra, danach Konzert mit Scratch “Haus-Marxist” Keith Rowe:
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Dann am Samstag vor Ostern erst noch mal John Buijsman’s Public Animal aus Texten von C. B. Vaandrager, dem Rotterdamer Punk-Poet der 60er. Danach Levende poëzie met Jazzmuziek hard-op:
Im FOAM gibts Fotografien von August Sander, Köln, 20er Jahre: die Menschen des 20sten Jahrhunderts. Nicht nur uns hat’s diese Sekretärin des Westdeutschen Rundfunks (1931) angetan. Ausserdem eine Klassierung der Menschen in soziologische Lebenslagen: Bauer, Handwerker, Frau, Würdenträger, Künstler, grosse Stadt, letzter Mensch; z.B. mit Mittelklasse-Kindern und jungen Bauern; noch bis 21. März.
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