Gestern nacht stand der Himmel über Rotterdam in ein gespenstisches Licht getaucht. Die tiefhängenden Regenwolken trugen das Ihre bei. Lediglich die Farbe passte nicht zu einem Grossbrand, zu weiss… Rotterdam gedachte zum ersten Mal öffentlich und in grossem Massstab dem deutschen Bombardement vom 14. Mai 1940, dem Tag, als die gesamte Innenstadt zu Schutt und Asche gemacht wurde. Entlang der Brandgrenze von damals hatte das Büro Mothership 128 Scheinwerfer aufgestellt, die in den Himmel zündeten. 2010, zum 70sten, wird dann eine feste Installation von Adriaan Geuze, Bureau West 8, gebührend an das Ereignis erinnern.
War das Bombardement Glück oder Schaden für Rotterdam — wohl beides. Über 800 Tote, 80.000 Obdachlose ist die eine Bilanz; Raum, über moderne Stadtentwicklung nachzudenken, die andere. Platz, zum Beispiel, für die wohl weltweit erste autofreie Ladenpassage in der Innenstadt, die Lijnbaan, als Modell heute kaum mehr wegzudenken aus unseren Innenstädten. Platz für eine Skyline, die “Welthafen” sagt. Platz für städtebauliches Nachdenken darüber, ob Bauten der 50er Jahre als Monumente stehen bleiben sollen, oder neuen architektonischen Ergüssen weichen sollen. Immerhin gibt’s in Holland doppelt so viele Architekten pro Einwohner, wie Hausärzte.
Die gestrige Installation war übrigens Teil von Rotterdam 2007 – City of Architecture. Und wenn sich Twan Nijssen in seinem Comment zum Artikel im AD eher an Albert Speer erinnert sehen wollte, wird man sich nicht enthalten können, auf die Organisation der niederländischen Polizei zu verweisen, die von Himmlers holländischem Stellvertreter Hanns Albin Rauter organisiert wurde — und bis heute so besteht (Johannes Houwink ten Cate: Cyrille Fijnaut en anderen – De geschiedenis van de Nederlandse politie).