Till Bay, Doktorand an der ETH, hat eine neue Online-Plattform für die Verwaltung von Software-Projekten geschaffen. Origo heisst sie (für lateinisch “Ursprung, Herkunft”?). Wie SourceForge und Google Code bietet sie eine Heimat für OpenSource Projekte: “Origo is an opensource software development platform”. Sie fordert auf: “host your open- and your closed-source projects”.
Moment mal, Frau Krause, denk ich erst: “closed-source projects”? Ist das nun der ultimative Backlash gegen OpenSource und Wikinomics, gegen Public Domain und die Free Software Bewegung? Ist der Corporate Spirit moderner Hochschulen (“akademisch wertvoll ist nur, was im Versteckten entwickelt und durch Patente vor der allgemeinen Verwertung geschützt ist”) bereits so mächtig, ist die Intellectual Property Protectiveness von Management und Transferstellen derart ansteckend, dass nicht mal mehr Doktoranden davor gefeit sind? Ist die ETH vollends auf die IP-Abzockeschiene geraten?
Das sei erst mal dahingestellt. Denn zu viele Fragen sind selbst und gerade für closed source Entwickler noch offen: Die Zukunft von origo ist noch im Dunkeln. Till will seine Diss im November dieses Jahres abschliessen; wer danach den Betrieb von Origo übernimmt, steht in den Sternen. Die “Terms of Use” stecken, im Vergleich mit anderen servicebasierten Plattformen, noch in den Kinderschuhen. Insbesondere schweigen sie sich über die Vorkehrungen zur “closedness” aus, und der “Operator” lehnt alle damit verbundenen Verantwortungen kategorisch ab.
Schliesslich gehört alle Software eh bereits der ETH, die jemand in ETH-Anstellung entwickelt — also die primäre Zielgruppe von Origo. Vielleicht sollte die ETH also die Verwendung von Origo für alle Angestellten obligatorisch machen, um sich so einfacher die Kontrolle über das im Entstehen begriffene “geistige” Eigentum zu verschaffen? Dann wäre auch die Frage nach dem Backlash deutlich geklärt…